E. ist eine wichtige Vertrauensperson AvH.s während seiner Göttinger Zeit, eine Art Mutterersatz. Sie nimmt regen Anteil an AvH.s Arbeit, Freund- und Bekanntschaften, am praktischen häuslichen Leben, erteilt Ratschläge bei der Kindererziehung, bei Ernährungsfragen, Dienstbotenproblemen und Erbstreitigkeiten. Sie liefert Informationen über bernische politische Konstellationen, über Krankheits- und Todesfälle sowie Epidemien, über das Wetter, die Ernte und Lebensumstände. - Mitfühlend hilft E. AvH bei der Trauerbewältigung nach dem Verlust seiner beiden Frauen (
Marianne Haller-Wyss (1711-1736) und
E. Haller-Bucher [K]) und sorgt sich während Jahren um AvH.s labilen Gesundheitszustand. Zu Beginn findet eine ausgiebige Diskussion statt, ob die Kinder zur Erziehung den Grosseltern
S. Wyss [K] und
M. Wyss-von Diesbach [K] nach Bern zu übergeben seien. AvH widersetzt sich auf Anraten E.s diesem Ansinnen. Am meisten Raum nehmen bis 1741 Haushalt- und Erziehungsfragen ein. E. erteilt praktische Ratschläge und sieht sich in Bern nach Personal um [1736-39]. Vorsichtig wägt sie die Vor- und Nachteile der Heirat mit
E. Haller-Bucher [K] ab und berät AvH nach deren Tod in den Erbschaftsstreitigkeiten, die AvH in eine prekäre finanzielle Situation bringen. Die Entschuldung gelingt ihm erst nach mehreren Jahren. Ihr vertraut sich AvH an vor seinem Entschluss, die Jenaer Professorentochter Teichmeyer, die spätere
Sophia Amalia Christina von Haller-Teichmeyer (1722-1795), zu heiraten [1739-41]. E. nimmt grossen Anteil an AvH.s Arbeit, an seiner Karriere, den Ehrenstellen und Titeln, interessiert sich für die Konzeption und die Verwirklichung des botanischen Gartens in Göttingen, verfolgt die Entstehung des „Kräuterbuchs" (wohl «*Enum. stirp. helv. 1742»), von dem sie sich nach Beendigung ein Exemplar ausbittet. AvH orientiert sie über seine Arbeiten, das Sammeln von Kräutern und Samen, das Schreiben und Rezensieren [1741-43]. Er benützt E.s Haus an der Kramgasse von 1745 bis nach seiner Rückkehr nach Bern 1753 als Absteigequartier und lässt sich über Konstellationen im bernischen Rat informieren. Oft bittet E. um Ratschläge für die Behandlung von Krankheiten von Personen aus der näheren und weiteren Verwandtschaft. Ab 1750 wartet sie mit Ungeduld auf AvH.s Rückkehr nach Bern, die sie zusammen mit S. I. Haller [K], dem Vater von AvH.s zukünftigem Schwiegersohn, vorbereitet und ihm mit der Aussicht auf die Annehmlichkeiten eines Landvogteiamts schmackhaft zu machen sucht . Die detaillierten, personenbezogenen Nachrichten geben Einblick in die Berner Gesellschaft, in Heiratsverbindungen, Krankheits- und Todesfälle. E. nimmt Aufträge entgegen zum Einkauf von Textilien und Merceriewaren, die in Bern nur auf dem Oster- oder Martinimarkt angeboten werden. Ausführlich kommentiert sie die Auflösung der Verlobung von AvH.s ältester Tochter, der nachmaligen
M. Jenner-von Haller [K], mit
Vinzenz Frisching (1727-1790) und beteiligt sich an den Hochzeitsvorbereitungen für die Eheschliessung Mariannes mit
F.L. Jenner [K] nach bernischer Gepflogenheit [1744-53]