Johann Philipp Murray’s Correspondence with Albrecht von Haller
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Johann Philipp Murray to Haller, 21 October 1751

Es ist mir unmöglich, mich selbst ohne den empfindlichsten Verdruß zu betrachten, da ich durch meine Saumseligkeit so weit herunter gesetzet bin, daß ich mich jetzt nicht mehr unterstehe, einem Manne persönlich aufzuwarten, dessen Gewogenheit ich für mein gröstes Glück schätze, und dessen Unterredung ich stets so eifrig gesucht habe. Ich werde gewiß in diesen Umstanden allen Muth verliehren, woferne ich nicht bey mir einige Hoffnung zu entdecken glaubte, daß ein standhaftes Bestreben mir alle diese Vortheile wieder verschaffen könnte. Dennoch ist die Verwirrung, worinn ich mich befinde, so stark, daß ich bey meinen Bemühungen nicht den Erfolg verspühre, der selbige sonst begleitete. Eure Hochwohlgebohren allein können mir durch die Versicherung Ihrer ferneren Geneigtheit das Vermögen mittheilen, mich selbst zu übertreffen; und ich ersuche Sie daher mit der Sehnsucht, die Sie von einem Ihnen ganz ergebenen Menschen erwarten können, mir selbige nicht vorzuenthalten. Ich werde alsdann meine Kräfte verdoppeln, um denjenigen Augenblick, den ich unter die schätzbaresten meines Lebens zählen werde, mit dem ehesten zu erreichen, da mein Fleiß Dero völlige Zufriedenheit sich zuziehen wird.

Second paragraph omitted.

1 paragraphs omitted.

ID 06150

Johann Philipp Murray to Haller, 4 April 1753

Es ist mir unmöglich, daß ich denenselben nicht auch aus der Ferne diejenige Ehrfurcht bezeugen sollte, von der ich Sie gegenwärtig zu versichern mir öfters angelegen seyn lassen. Ich bin recht ungehalten auf mich selbst gewesen, daß ich dieß vor dero Abreise nicht gleichfals gethan habe. Allein Eure Hochwohlgebohren sind so großmüthig, daß Sie mich hierum entschuldigen werden. Ich unterstehe mich daher jetzt, zu der Vermählung der Fräulein Tochter meinen ergebensten Glückwunsch abzustatten. Ein Frauenzimmer von so vielen Vorzügen darf die Entgötterung nicht besorgen, von welcher der Englische Zuschauer redet. Sie wird ihrem Gemahle stets eben so verehrungswürdig vorkommen, als er sie im unverehlichten Stande gefunden hat, und auch als Vermählte seine geliebte seyn. Eure Hochwohlgebohren können sich daher von dieser Verbindung ein dauerhaftes Vergnügen versprechen, an welchem Ihre getreuen Verehrer, unter welche Sie mich zu zählen die Gewogenheit haben werden, stets Theil nehmen müssen.

Second paragraph omitted.

8 paragraphs omitted.

ID 06151