Sulzer, Johann Georg (1720-1779)

Prof. der Philosophie an der Ritter-Akademie und Dir. Philos. Klasse der AdW in Berlin
ID 01004
hallerNet: 4. April 2023
Datenqualität
Korrespondenz mit Albrecht von Haller
Angaben aus Repertorium
Beginn der Korrespondenz
24. Dezember 1744
Ende der Korrespondenz
9. Dezember 1777
Kurze Charakterisierung
Die in freundschaftlichem Ton gehaltenen Briefe drehen sich zuerst um eine von S. geplante Biographie Konrad Gessners (1515-1565) [1744,45]. Danach tritt die von AvH präsidierte Forschungsreise von C. Mylius [K] in den Vordergrund [1752-55]. 1755 teilt S. mit, dass man an AvH.s Übernahme der Kanzlerstelle in Halle interessiert sei und sendet AvH anschliessend einen Brief L. Eulers [K]. Die von S. angeregte und von Johann Samuel Halle (1727-1810) vorgenommene Übersetzung von AvH.s grosser Physiologie («*El. physiol. 1759-76 (dt.)») bildet ein weiteres Thema [1757-59]. S. berichtet öfters von der «AdW Berlin», deren Mitgliedern sowie den diesbezüglichen Absichten Friedrichs II. [1758-64]. Er liefert Nachrichten über den Siebenjährigen Krieg, der im Zentrum des königlichen Interesses steht und den Fortschritt der Wissenschaften und Künste in Berlin lähmt [1757-62]. 1762 berichtet S. aus Bern, dass es ihm nicht möglich ist, AvH zu besuchen. Mehrfach - und erstmals 1757 - erwähnt er sein bereits weit fortgeschrittenes Werk über die Schönen Künste («Sulzer 1771-74»), das er AvH aber erst spät vorlegen kann. Ein einziges Wort AvH.s würde genügen, um S. für die öffentlich geäusserten Kritiken an diesem Werk zu entschädigen. Ab 1773 stehen S.s schlechter Gesundheitszustand und die deswegen unternommenen Reisen im Vordergrund. Weitere Themen sind: AvH.s Auseinandersetzungen mit Voltaire [K] [1759,74]; Neubesetzungen von Professuren in Frankfurt a.O. [1761] und Berlin [1773]; S.s Vorschlag, einzelne Artikel für die «Encyclopédie d`Yverdon» durch Dieudonné Thiébault (1733-1807) überarbeiten zu lassen [1769]; S.s Verwunderung, dass sich niemand von den «GGA» dem "Unfug" von Goethe und C.M. Wieland [K] widersetzt [1776]; die Bitte um Vermittlung eines Hofmeisters für den jungen Prinzen Louis Ferdiand von Preussen (1772-1806) [1777]. Mehrfach erwähnt wird J.F. Meckel [K]
Sachregister
AvH / Berufung / Halle (1755)
AvH / Kontroversen / Voltaire
AvH / Treffen mit / in Roche
AvH / Werke / Encyclopédie d'Yverdon (Mitarbeit)
Berlin
Berlin / Ritterakademie
Berlin / Ritterakademie
Bern
Büchersendung / an AvH
Forschungsreisen / Amerika (Mylius)
GGA
Hofmeister / Stellenvermittlung
Krankenberichte / von Patienten u. Laien
Krieg / Siebenjähriger Krieg
Künste, schöne
Preussen / Wissenschaft
Universität / Frankfurt a.O.
Erwähnte Institution
Notizen zu weiteren Briefinhalten
Stichwortartige Zusammenfassung:1744,45: S.s Projekt einer Biographie Conrad Gesners, er bittet AvH um zusätzliche Informationen und Begutachtung des Projekts1752: Da es nun viele Teilhaber der Reise von C. Mylius [K] gibt, hat S. beschlossen, seinen Beitrag etwas zu reduzieren. S. hat einen Fehler gemacht, Mylius soviel Geld vorzustrecken. Weiteres zu Mylius, der in Berlin weilt. S. glaubt, dass alle Empfindung durch Vibration analog dem Gehör entsteht. Er hat ein Experiment gemacht, das dies für die Geschmacksempfindung nachweist. Zur Affaire um J.S. König II. [K]. 1754: AvH.s Versuch, einen Soldaten (S. ist nicht sicher, ob es sich um "Mr. de Muralt" handle) aus der preuss. Armee zu holen (vgl. dazu L.E. von Württemberg [K]); Mylius.1755: Mylius; die Zeitungen in Berlin berichteten zwar fälschlicherweise, AvH werde nach Halle gehe, sie haben dadurch aber ernste Reflexionen ausgelöst. S. weiss aus zuverlässigen Quellen, dass der König an AvH interessiert ist und dass AvH den Posten eines Kanzlers und eine Bezahlung erhalten würde, die wohl über derjenigen von allen anderen grossen Männern an dieser Univ. liegt. Weiteres dazu, S. bittet um Nachricht, ob AvH noch frei sei; schickt einen Brief von L. Euler [K]; man spricht davon, AvH gehe mit Sicherheit nach Göttingen. J.F. Meckel [K] verliert durch sein ruhmsüchtiges Verhalten allmählich sein anfängliches Ansehen. Lessing ist der einzige bedeutende Literat in Berlin; Nachrichten von einzelnen Persönlichkeiten. 1757: Johann Samuel Halle (1727-1810) arbeitet seit einiger Zeit an einer Uebersetzung von AvH.s Physiologie (gemeint sind wohl die 'Primae lineae'); S. hatte ihm dies vorgeschlagen. Da nun in Lausanne eine neue Ed. hrsg. werde, bittet S. um Zusendung der jeweils neu gedruckten Blätter (S. weiss wohl noch nicht, dass es sich um ein viel grösseres Werk handelt). Er bittet AvH, das Uebersetzungs-Projekt gutzuheissen. Zur Situation der preuss. Armee.1758: Dankt für den ersten Bd. der Physiologie (<*El. physiol. 1757-66>), die er für ein sehr bedeutendes Werk hält. S. hat dem Uebersetzer und Verleger AvH.s Vorschläge zur Kürzung der dt. Fassung mitgeteilt, diese befürworten aber eine vollst. Ausgabe. Die Uebers. (<*El. physiol. 1759-76 (dt.)>) geht etwas langsam vor sich, da der Supervisor Schaarschmidt (wohl August Schaarschmidt (1720-1791)) sehr genaue Arbeit vom Uebersetzer verlangt. Der Krieg überschattet alle anderen Beschäftigungen in Berlin. Der Prinz von Preussen ist gestorben, zur preuss. Armee und dem Kriegsstand. S. verfertigt neuartige Silberspiegel. "Je continue autant les troubles de la guerre me le permettent mon grand ouvrage sur la theorie et la pratique des Beaux-arts."1759: Schickt den ersten Bd. der Physiol.-Uebers.; S. begrüsst AvH.s Antwort an Voltaire [K]., zu den Arbeiten von Mörikofer (Medaille des preuss. Königs), zu D. Langhals' [K] 'Gletscher-Spiritus', weder d'Alembert noch Voltaire passen zur Berliner Akademie. Der Krieg verhindert viele Arbeiten und verzögert auch S.s Arbeit an seinem "dictionnaire raisonné des beaux arts". J.C. Gottsched [K] hat eben einen schlechten kleinen Dict. zu diesem Gebiet verfasst.1760: S.s Frau gestorben, S. machte kleine Reise, "oeuvres du Philosophe de sans-souci"; ist erstaunt, dass AvH erneut an eine Professur im Ausland denkt; niemand weiss, was der König über den vakanten Präs.-Sitz der AdW Berlin denkt; der König verbietet sogar seinen Ministern, über Regierungsgeschäfte zu sprechen.1761: Berlin erscheint wie in Friedenszeiten, es werden enorme Vorbereitungen für das nächste Feldlager getroffen. J.F. Gellerts [K] Unterredung mit dem König. Der König will sich vermehrt um die AdW Berlin kümmern; weiteres zur AdW Berlin. S. antwortet auf AvH.s Fragen betr. den Aufgaben des Präsidenten der AdW Berlin und berichtet über die Struktur der Akademie. Er berichtet von elektr. Experimenten von Mitchell. Zum Krieg und der Berliner Politik. S. bittet AvH um Vorschlag für Neubesetzung des Frankfurter (a.O.) Med.-Lehrstuhls. S.s Vorschläge für AvH.s Physiologie im Bereich der "partie metaphysique". C. Bonnets [K] Arbeiten helfen AvH hierin wohl nicht. "Dieu scai si j'aurait assez de vie pour finir mon ouvrage, qui sera aussi grand que votre Physiologie; puisset-il dans son genre en egaler le merite. Mais c'est de quoi je desespère."1762: Mit dem Tod der Zarin hat sich die ganze Situation verändert. S. berichtet von einer ungebildeten Frau, welche herrliche Gedichte schreibt. Er möchte im Sommer in die Schweiz kommen und AvH besuchen; aus Bern berichtet er, dass er AvH leider nich besuchen kann, er reist nach Zürich ab, zu Voltaire und Rousseau. 1773: S. litt an Peripneumonie, ist schwach und erhielt vom König die Erlaubnis, einen Assistenten als Prof. phil. an der Ritterakademie anzustellen. Er bittet AvH zuerst, ihm einen Schweizer für diese Stelle vorzuschlagen und dann um eine definitive Entscheiduung von B.S.G. Carrard [K]. S. lebt auf dem Land in der Nähe von Berlin und kultiviert seinen Garten. Die AdW Berlin lässt AvH anfragen, wen er als Nachfolger von J.F. Meckel [K] neben dem bereits zur Diskussion stehenden Walther als Prof. anat. vorschlagen würde; S. teilt danach mit, dass wegen der Absage von Lobstein und dem Zögern von Neubauer der König Walther zum Prof. ernannt hat. Zu AvH.s <*Alfred 1773>. 1774: S. schickt den zweiten Band von <Sulzer 1771-74>. Ein einziges Wort AvH.s würde genügen, um S. für die Kritiken der Journalisten an diesem Werk zu entschädigen; Meckel ist gestorben. Es geht S. gesundheitlich wieder schlechter; er ist erfreut über AvH.s starke Stimme gegen Voltaire. "Erwünscht würde es mir seyn, wenn Ehochwolgeb. mir auch mit einem Wink die beträchtlichsten Stellen in meiner theorie zeigten, so ich das wahre nicht ganz trofen habe."1775: S. hat sich während einem dreiwöchigen Aufenthalt in Lausanne unter der Behandlung S. Tissots [K] gestärkt, hielt sich auf Anregung De Lucs drei Wochen in Hières auf, traf in der Gegend von Frejus häufig die sog. Amerikanische Aloe an, ist seit einer Woche in Nizza und fühlt sich ziemlich wohl.1776: S. litt an einem Tertian-fieber, jetzt geht's wieder besser. Er zieht eine etwas strenge und willkürliche Regierung wie in Berlin einer schwachen vor. Grüsse von C.S. Schmidel [K]. Empfiehlt AvH, den künftigen Winter in Menton an der genuesischen Grenze zu verbringen, dort ist Klima wunderbar, reiche Flora um Nizza, Dattelmuschel, legt Krankengeschichte eines Freundes bei und bittet um Rat, will über Turin, Mailand, Gotthard nach Zürich, verlangt Forsters Reisebeschreibung zu lesen, "Aus deutschland schreibt man mir seltsame dinge von Wieland, Göthe und beyder Umgang mit dem jungen herzog von W. Es scheinet sie haben es darauf angelegt den jungen deutschen die Köpfe zu verwirren. Mich wundert doch, daß von den Verfaßer der Götting. Anzeigen keiner sich mit einigem Ernst diesem Unfug wiedersetzt."1777: Der König hat S. beauftragt, in der Schweiz nach einem Erzieher für den Prinzen Louis Ferdinand von Preussen (1772-1806) zu suchen und S. bittet AvH um Vorschläge. Der beiliegende Brief (nicht vorhanden) an Bonnet enthält die gleiche Bitte; S.s Gesundheit ist schwach.Transkriptionen, C.J. Trew betreffend:
Zitiervorschlag für diese Ansicht

"Sulzer, Johann Georg (1720-1779)", hallerNet, https://hallernet.org/data/person/01004,aufgerufen am 05.07.2025.