Klientelismus und Freundschaft – Die Korrespondenz zwischen Albrecht von Haller und Vinzenz Bernhard Tscharner
Herausgegeben von Raphael Germann, hallerNet 2019

Archivbestände

Als Dichter, Wissenschaftler und Rezensent hinterliess Haller der Nachwelt rund 50'000 publizierte Seiten.

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Es gibt unterschiedliche Verzeichnisse über Hallers Korrespondenz. Sein Sohn, Gottlieb Emanuel, verfasste eine der frühsten Inventarisierungen der Briefe,
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nachdem er diese vom Vater geerbt hatte. Dieser leihte Teile der Korrespondenz an Bekannte und Freunde aus, wobei nicht sicher ist, ob alle Briefe wieder zurückgegeben wurden. Auch gibt es den Verdacht, dass die Familie einige Teile der Korrespondenz auf dem privaten Markt veräussert hat, bevor das ganze Briefkorpus 1792 der Stadtbibliothek Bern angeboten wurde. Bekannt ist auch, dass ein weiterer Sohn Hallers, Rudolf Emanuel, welcher uneingeschränkten Zugang zu diesen Briefen in der Bibliothek hatte und diese sogar mit nach Hause nehmen durfte, grosszügig kompromittierende, peinliche oder in seinen Augen zu private Briefe aus diesem Korpus entfernte. Im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts verminderten Briefsammler sowie Autographenjäger den Bestand. Durch Auktionen und Schenkungen konnten einige Briefe von Haller zurück in das Korpus geführt werden. Im Jahr 2005 waren 12'971 Briefe bekannt, hierbei handelt es sich um die Korrespondenz, welche an Haller gerichtet war.
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Vorhandene Briefe, welche aus Hallers Feder stammten, sind seltener und Abschriften dazu fehlen.

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Zudem korrespondierte Haller mit über 1'200 Personen aus ganz Europa.
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Somit sind die Originale in verschiedenen Archiven sowie Bibliotheken verstreut. Einige Zeitgenossen hatten mit Haller die Abmachung, gewisse Schreiben nach dem Lesen zu vernichten.
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Spätere Ereignisse, wie beispielsweise die Zerstörung der Berliner Staatsbibliothek im Zweiten Weltkrieg, dezimierten die Quellenlage zusätzlich. Im Repertorium sind 3'744 von Haller verfasste Briefe bekannt.
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Von den 16'715 erhaltenen Briefen von und an Haller befinden sich etwa 13'000 Exemplare in der Burgerbibliothek Bern. 65 dieser Briefe umfassen die direkte Korrespondenz zwischen Albrecht von Haller und Vinzenz Bernhard Tscharner. Ein weiterer Brief befindet sich in der Bibliothèque Cantonale et Universitaire in Lausanne. Zwei zusätzliche Exemplare werden bei Karl Zeerleder 1840-1843 noch aufgeführt, diese sind nicht mehr auffindbar.
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Das Repertorium umfasst somit 68 Briefe, von denen 38 aus der Feder von Tscharner stammen, die restlichen 30 Schreiben sind von Haller. Es existieren zudem zwei in deutscher Kurrentschrift abgefasste Verzeichnisse, welche Tscharners erhaltene Korrespondenz auflisten. Die Vermutung besteht, dass dieses Repertoire bereits verfasst war, bevor die entsprechende Korrespondenz in die Burgerbibliothek Bern aufgenommen wurde. Mit dem durchgestrichenen Brief, welcher sich in Lausanne befindet, zählen diese Verzeichnisse exakt 30 Briefe von Albrecht von Haller.
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Richard Hamel edierte 1881 einige von Hallers Briefen an Vinzenz Bernhard Tscharner. Als die Abschriften publiziert wurden, befanden sich diese noch in Privatbesitz bei C. F. von Tscharner

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. Trotz der umfangreichen Arbeit erscheinen diese Transkriptionen zum Teil lückenhaft.
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Zudem wurden nur 17 Exemplare von den 30 Schreiben ediert, obwohl Hamel von den anderen Briefen wusste.
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Einige Auszüge von Briefen an Haller wurden teilweise von Enid Stoye für ihre Biographie über Vinzenz Bernhard Tscharner ins Englische übersetzt.
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In der Korrespondenz werden aber auch Briefe oder Postsendungen erwähnt, welche im Repertorium oder in der Datenbank nie erfasst wurden. Diese Schreiben gingen entweder auf dem Weg zum Adressaten verloren oder die entsprechenden Korrespondenzstücke wurden vielleicht nie versandt.
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Verschwundene Briefe, welche nie beim Empfänger ankamen, wurden für diese Untersuchung nicht berücksichtigt.