Patronage und Freundschaft
Der Klientelismus beschreibt eine instrumentelle Freundschaft zwischen zwei Personen,
wobei der eine von beiden, der Patron, einen höheren sozio-ökonomischen Status gegenüber dem anderen, dem Klienten, einnimmt.
Der Patron besitzt den Einfluss und die knappen/beschränkten Ressourcen,
auf welche der Klient angewiesen ist.
Der Patron fungiert gegenüber dem Klienten, wegen der sozial höheren Stellung,
häufig als Ratgeber und lässt ihn auch (gelegentlich) an seinem sozialen Prestige teilhaben.
Der Klient revanchiert sich gegenüber dem Patron mit seiner Loyalität, Arbeit, relevanten Informationen oder Erfüllung von Diensten.
Ulrich Pfister, der sich in seiner Forschungsarbeit auf den politischen Klientelismus
in der frühneuzeitlichen Schweiz konzentriert,
beschreibt diesen als eine feste, respektive starre Struktur.
Der Patron bleibt an der Macht und der Klient bleibt von ihm abhängig.
Gelegentlich kann es zu Ausnahmen kommen, diese erscheinen aber selten.
In den Arbeiten von Hubert Steinke weist die Patronage in der Gelehrtenrepublik eine grosse Dynamik auf.
Die Korrespondenz zwischen Albrecht von Haller und Christoph Jakob Trew
kann hierfür als Exempel genommen werden: Während Haller in den ersten Briefen gegenüber Trew noch als Klient auftritt,
wechselt sich seine Position innerhalb der Jahre zum Patron.
Falls klientelistische Beziehungen zwischen Haller und Tscharner bestanden, stellt sich deshalb die Frage,
wer der Patron, wer der Klientel war, da beide als Gelehrte wie auch als Magistraten tätig waren.
Während der Klientelismus bei Pfister noch als instrumentelle Freundschaft bezeichnet wird,
unterscheidet Hubert Steinke in seinen Arbeiten, Der Patron im Netz,
die zwischenmenschlichen Beziehungen in der Frühen Neuzeit in vier Hauptformen;
Verwandtschaft, Solidargemeinschaft, Patronage und Freundschaft.
In Der nützliche Brief benutzte Steinke mehrere Definitionen von Freundschaft aus dem 18. Jahrhundert,
wie beispielsweise die Beschreibung von Christian Thomasius.
Dieser legte den Schwerpunkt bei seiner Definition von Freundschaft auf die Kommunikation auf gleicher Ebene.
Diese Beschreibung steht im Widerspruch zu Pfisters Erklärung,
da sich die Freunde im Klientelismus nicht auf gleicher Ebene begegnen können,
der Klient bleibt immer abhängig vom Patron. Auch Wilfried Barner deutet in seinem Aufsatz
Gelehrte Freundschaft im 18. Jahrhundert
das Problem mit der Gleichheit in der Freundschaft an.
Kompatibler erscheint hierbei die Definition in Johann Heinrich Zedlers Universallexikon.
Hierbei spielen die gleichen Gemüter immer noch eine Rolle in der Freundschaft,
aber die Gleichrangigkeit der Akteure fällt weg. Hingegen werden zwei Arten von Freundschaften geschildert,
nämlich die natürliche Freundschaft, welche die gleichen Gemüter voraussetzt,
und eine moralische respektive tugendhafte Freundschaft, welche auf ein gemeinsames Interesse hinweist.
Eine ähnliche Beschreibung verwendete auch Johann Jakob Bodmer für Freundschaft.Louis de Jaucourt beschrieb die Freundschaft nicht unbedingt als ein Vehältnis,
sondern als eine Beziehung zwischen einem bewussten Geben und Nehmen.