Der Verlag
Die Oekonomische Gesellschaft profitierte davon, dass sie ihre Beiträge ab 1762
bei der Typographischen Sozietät publizieren konnte.
Obwohl zu dieser Zeit in Bern bereits Buchhändler und –drucker existierten,
stand die Buchproduktion im Vergleich mit anderen reformierten Städten wie beispielsweise
Zürich,
Basel, Genf oder
Lausanne im Abseits.
Die Einwohner von Bern sahen sich meistens gezwungen,
ihre Werke in anderen Städten zu drucken, da diese Verlage kostengünstiger und schneller produzierten.
Die ersten Beiträge der Oekonomischen Gesellschaft von 1760 und 1761 wurden deshalb noch bei
Heidegger in Zürich publiziert.
Aus Tscharners Briefen ist ersichtlich,
dass er bei der Gründung der Typographischen Gesellschaft auch Unterstützung von Drittpersonen erhielt.
In einem Brief an Zimmermann im Winter 1757/58 berichtete Tscharner, dass er und einige Mitglieder der
Leist Conservatoire
über ein Vorhaben gesprochen hätten, eine Gesellschaft zu gründen,
die eigene Werke publiziert.
Obwohl das erste Schriftstück, welches explizit die Teilhaber der Typographischen Gesellschaft erwähnt,
erst aus dem Jahr 1774 stammt, können aus Tscharners Korrespondenz sowie weiteren Dokumenten schon
für die erste Zeit der Typographischen Gesellschaft Teilhaber eruiert werden.
Dazu zählten unter anderem Tscharners Bruder, Niklaus Emanuel,
Emanuel Friedrich Fischer,
Johann Rudolf Sinner
Die Typographische Gesellschaft begann im Januar 1758 mit dem Druck zweier Zeitschriften,
Estratto della Letteratura europea und
Excerptum Totius Italicae nec non Helvetiae Literature.
Diese Publikationen wurden in italienischer respektive in lateinischer Sprache vertrieben und fanden
grosse Zustimmung in der Gelehrtenwelt – auch südlich der Alpen.
Publizierte Werke
Zwischen 1758 bis 1798 umfasst die Verlagsbibliographie der Typographischen Gesellschaft von Bern 175 verschiedene Publikationen.
26 Werke davon stammten aus der Feder von Haller.
Neben diesen relativ kleinen Beiträgen ging es auch darum, wesentlich umfangreichere Publikationen von Haller zu drucken.
Dieser bot Tscharner an, den Druck der Neuauflage des botanischen Werkes über die Schweizer Flora
Enumeratio methodica stirpium Helvetiae indigenarum zu übernehmen.
In der Korrespondenz erwähnte Haller, dass dieses Werk bereits 1742 in Göttingen bei
Vandenhoeck erschienen sei,
aber inzwischen existierte ergänzendes Material (vor allem Zeichnungen für Kupferstichplatten) sowie Korrekturen für eine erneute Publikation.
Hierbei zeigte sich ein gewisses Geschäftsinteresse und die Korrespondenz nahm ab diesem Zeitpunkt den Charakter von Kaufmannsbriefen an.
Tscharner stimmte dem Angebot zu.
Obwohl in der gesamten untersuchten Korrespondenz literarische Werke immer wieder eine Rolle spielten,
nahm mit der Etablierung der Typographischen Gesellschaft dieses Thema eine andere Bedeutung an.
Tscharners jugendliche Schwärmerei für Literatur scheint in den Hintergrund zu rücken,
seine Beurteilungen von Gedichten oder anderen Werken fielen gegenüber früheren Briefen kürzer aus.
Die Briefe zwischen Tscharner und Haller zeigten in der zweiten Phase (1758-1763) Tendenzen zu einer Art von Marktforschung.
Nicht nur Hallers potentielle Publikationen, sondern auch die Werke von anderen Autoren wurden beurteilt.
Tscharner fragte beispielsweise nach Hallers Meinung über das Gedicht
Cyrus.
Tscharner wollte dieses nicht drucken.
Im März 1763 kontaktierte Johann Georg Zimmermann
Tscharner und fragte, ob er nicht die Geschichte des
Agathon publizieren möchte.
Auch dieses Projekt von Christoph Martin Wieland lehnte Tscharner ab.