Klientelismus und Freundschaft – Die Korrespondenz zwischen Albrecht von Haller und Vinzenz Bernhard Tscharner
Herausgegeben von Raphael Germann, hallerNet 2019

Gesundheit und Familienangelegenheiten

Anliegen über den Gesundheitszustand erscheinen in den Briefen relativ einseitig. Die Gründe dafür sind wahrscheinlich altersbedingt, da sich meistens der jüngere Tscharner nach dem Wohlbefinden von Haller erkundigte, nachdem er irgendwo erfahren hatte, dass dieser gesundheitlich angeschlagen sei.

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Tscharner schien immer über das aktuelle körperliche Befinden seines Korrespondenzpartners in Göttingen informiert gewesen zu sein. Obwohl zumindest in Tscharners Augen dieser Nachrichtenfluss auch zögerlich verlief.
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Erst in einem Brief vom 28. März 1751 vetraute Haller eher nebenbei und ohne Rückfrage Tscharners seinen Gesundheitszustand an.

Auch Todesfälle kommen in der Korrespondenz dieser beiden Herren vor. Tscharner berichtete beispielsweise über den Tod seines Onkels Bernhard Tscharner und den kurzen Streit um dessen Erbe.

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Ein weiterer Todesfall, welcher in der untersuchten Korrespondenz vorkommt, ist der Verlust von Hallers Sohn Karl Gottlieb Albrecht.
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Gerade solche persönliche Mitteilungen erscheinen als Zeichen des Vertrauens. Sie dienen auch als Grundlage für den Aufbau einer besseren Beziehung. Obwohl sich die beiden Korrespondenten vorher nie persönlich begegnet waren, entstand dennoch eine gewisse Freundschaft zwischen ihnen. In Hallers Korrespondenz existieren diverse Personen, die er nie persönlich getroffen hatte, aber mit denen er persönliche Mitteilungen austauschte.
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Hingegen beschränkte sich der Briefverkehr zwischen Haller und Christoph Jakob Trew auf das Wesentlichste. Als Haller beispielsweise über den Tod seiner ersten Frau berichtete, reagierte Trew gar nicht darauf.
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Verständlicherweise sind die Briefe Hallers mit seiner Tante Maria Magdalena Engel eher privater Natur und dadurch in persönlichen Angelegenheiten auch umfangreicher. Aber auch die Korrespondenz zwischen Haller und Charles Bonnet erscheinen vertrauter als der Briefverkehr mit Tscharner.
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So kommunizierten Bonnet und Haller sehr detailreich über Familienangelegenheiten wie beispielsweise die Ausbildungen von Hallers Nachkommen.
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Privat- und Familienangelegenheiten tauchen in der Korrespondenz zwischen Tscharner und Haller zwar zwischendurch auf, erscheinen eher von sekundärem Belang zu sein. Zwar vertrauten sich die beiden Korrespondenten persönliche Informationen an, aber diese sind in den Briefen meistens kurz gefasst. Eine Ausnahme stellt allerdings die Auflösung der Verlobung von Hallers Tochter, Marianne, dar. Dieses Thema dominierte beinahe ein Jahr die Korrespondenz zwischen den beiden.