Albrecht Hallers Berner Krankenjournal (1731-1736)
hg. von Urs Boschung, hallerNet 2023

69 Ougspurger-Jenner, Beat Sigmund (1702-1771), und Familie

Übersicht
  • 1734: Im November behandelt Haller Frau Ougspurger geb. Jenner. Vom Zorn und noch mehr vom Beischlaf hat sie ein starkes, ermüdendes Zittern, auch besteht ein Magenleiden. Gegen Ende Monat hat sie aus Zorn stundenlange hysterische Krämpfe. Der Ehemann erhält ein Abführmittel. Im Dezember geht es Frau Ougspurger mehrmals nach dem Beischlaf schlecht. Die angesammelte Galle soll abgeführt werden. Klistiere verursachen Beschwerden und befördern die Menses nicht. Der Ehemann erhält wegen Zorn und verstopftem Körper ein Abführmittel.
  • 1735: Im Februar treten bei Frau Ougspurger die Menses verspätet ein, nachdem Fussbäder Krämpfe und unwillentliches Schreien ausgelöst haben. Im März rät ihr Haller wegen melancholischer Stimmung und hysterischen Anfällen zu einem Aderlass. Nach den Menses wird dieser ausgeführt. Ende Monat hat Herr Ougspurger Angina und Fieber. Da die Ämterbesetzung bevorsteht, hilft Haller unverzüglich. Im April treten bei Frau Ougspurger in einer Nacht mit Beischlaf die Menses ein. Es folgen Koliken und Krämpfe. Später hat sie ein leichtes Fieber, und gewisse Beschwerden lassen vermuten, dass sie schwanger ist. Ende Monat fliessen die Menses spärlich, mit Schmerzen und Krämpfen. Häberlin rät zu einer Speichelkur; dafür sieht Haller keinen Grund. Auch im Mai, Juni und Juli bestehen Menstruationsbeschwerden. Im Juli macht die achtjährige Elisabeth die Masern durch, die sich jedoch als Pocken entpuppen. Dr. Herzog will austreibende Mittel geben, Haller widersetzt sich. Im September leidet Frau Ougspurger an Harnwegsbeschwerden mit Fieberanfällen, die von Dr. Herzog behandelt werden. Nach der Einnahme eines Abfürmittels ist sie wieder gesund.